#3 Durchblick im Ernährungsdschungel - was stimmt denn nun?

Shownotes

 Interessante Bücher zum Thema Ernährung:

  1. Bas Kast, 2018: Der Ernährungskompass
  2. Michael Greger, 2015: How not to die
  3. Claus Leitzmann und Markus Keller, 2020: Vegetarische und vegane Ernährung
  4. Caldwell B. Esselstyn, 2018: Essen gegen Herzinfarkt
  5. David Perlmutter, 2014: Dumm wie Brot - Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört

 

Wie ernährst du dich denn aktuell?

Vielleicht „normal“? Doch was bedeutet heute eine normale Ernährung? Eine normale Ernährung bedeutet, dass wir alles essen, was es im Supermarkt zu kaufen gibt. Dazu gehören Getreideprodukte aller Art, wie Toastbrot, Mehrkornbrot, Weißbrot oder Vollkornbrot, ebenso Müslis oder Flakes. Einen Anteil bildet hoffentlich auch frisches Gemüse und Obst, in der Regel ist es jedoch mit Pestiziden belastet und vielfach weder saisonal noch regional geerntet. Außerdem beinhaltet die normale Kost recht viel Fleisch und Milchprodukte aus konventioneller Landwirtschaft, dazu Fisch – heute vermehrt aus Aquakulturen ferner Länder, wo die Hygienebestimmungen und Medikamentengaben zumindest mal fragwürdig sind.

 

Normale Kost bedeutet außerdem auch haltbar gemachte Nahrung z.B. aus Dosen und Plastikverpackungen zu konsumieren, es bedeutet ebenso industriell hergestellte Fertignahrung aus dem Kühlregal zu essen, wie Pizza, Lasagne, Pommes, Fischstäbchen usw.

 

Eine ganz normale Ernährung bedeutet auch regelmäßig Zucker zu essen, der sich nicht nur, aber vor allem in Süßigkeiten befindet und sich ansonsten in allen Fertigprodukten versteckt. Ebenso werden in einer normalen Kost gehärtete Pflanzenfette, die vor allem in industriell gefertigten Knabber- und Gebäcksachen verarbeitet sind, wenn nicht täglich, dann doch regelmäßig konsumiert. Neben Wasser, Kaffee und Tee gehören Obstsäfte und Limonaden ebenso zu einer normalen Ernährung wie Alkohol.

 

Diese moderne, sogenannte „normale Kost“ ist weit entfernt von dem, womit sich Menschen und andere Lebewesen über Jahrtausende ernährt haben. Wenn man sich mit der Geschichte unserer Ernährung einmal befasst, dann ist es nicht mehr so überraschend, weshalb wir zunehmend Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickeln und eben auch allerhand weitere gesundheitliche Probleme.

 

Chronische Erkrankungen sind eine Entscheidung, die jeder für sich treffen kann

Nahezu alle chronischen Alterserkrankungen sind Folge dieser „normalen Kost“. Und fast alle chronischen Alterserkrankungen werden bei einer Ernährungsumstellung deutlich gelindert und haben sogar das Potenzial vollständig zu heilen, wie z.B. Diabetes Typ 2, Rheuma, Herzkreislauferkrankungen und sogar Alzheimer. Wenn diese Erkrankungen wieder gelindert oder gänzlich geheilt werden können durch eine Nahrungsumstellung, dann bedeutet das, dass wir es selbst in der Hand haben, ob wir erkranken oder nicht, und wenn wir erkranken, ob wir wieder gesund werden oder nicht.

 

Wenn ich darüber aufgeklärt bin, dass ich durch eine Ernährungsumstellung wieder vollständig oder nahezu von diesen Erkrankungen geheilt werden kann, aber meinen Lebensstil nicht dahingehend verändere, dann habe ich eine Entscheidung für ein Leben mit dieser Krankheit getroffen. Klingt hart, oder? Ich möchte es dennoch gerne so stehen lassen.

 

Doch in der Regel fehlt es ja gerade an der Aufklärung, die eigentlich Ärzte übernehmen sollten, wenn sie einen Diabetes bei ihren Patienten feststellen. Doch das Wissen über Ernährung ist sehr begrenzt und auch sehr veraltet bei Medizinern. Soweit ich weiß, bekommt Ernährung in der Ärzteausbildung gerade einmal ein paar Stunden Platz, wohingegen Pharmakologie das gesamte Studium begleitet. Es ist klar, dass sich viele Ärzte sicherer fühlen, wenn sie Medikamente verschreiben, als eine Ernährungsumstellung zu empfehlen, wenn sie in diesem Feld praktisch keine Erfahrung und wenig Wissen haben.

 

Zum Glück steht uns allen das Wissen heute zur Verfügung, ob nun in Büchern, die auch für Nichtmediziner leicht verständlich sind, als auch kostenlos im Internet. Hier teilen Menschen, die sich wirklich sehr gut in Sachen Ernährung auskennen, ihr Wissen und sorgen so für Aufklärung. Dadurch ist es viel leichter geworden, sich selbst zu helfen, als noch vor 40 Jahren, als z.B. meine Oma an Diabetes erkrankte. Durch dieses zugängliche Wissen ist es möglich geworden, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Ich begrüße das sehr.

 

Ich weiß natürlich, dass das Internet voll mit Ernährungskonzepten ist, und die Experten sind auch nicht immer Experten oder verfolgen nur ein ganz bestimmtes Konzept auf eine dogmatische Weise, das wie eine Art Wahrheit für jeden zu sein scheint. Natürlich ist das nicht so.

 

Das Problem an Ernährung ist, dass sie durch die industrielle Herstellung von Nahrung und die konventionelle Landwirtschaft, die auf Massenproduktion ausgerichtet ist, sowie unsere mangelnde Bewegung überhaupt erst zum Problem wurde. Denn eigentlich weiß doch jeder einigermaßen gebildete Mensch, was eine gesunde Ernährung ist, oder?

 

Mischkost oder vegan?

Die normale Ernährung aus dem Supermarkt ist es nicht! Jetzt können wir streiten, ob eine Mischkost für den Menschen das richtige ist oder eine vegane Kost. Fakt ist, als Mischköstler wie Veganer kann man sich sehr fehlernähren. Ich kann Kohlenhydraten den Kampf ansagen und damit die Heilung von Diabetes und auch Krebs sehr unterstützen, als gesunden Menschen kann mich das hingegen auf Dauer auch in eine Mangelernährung stürzen. Was für dich eine gesunde Ernährung im Speziellen bedeutet, musst du selbst herausfinden. Es hängt u.a. davon ab, ob du bereits vorbelastet bist, also ob du schon eine chronische Erkrankung entwickelt hast. Dazu gehören auch bereits Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

 

Wie sieht dein Lebensstil im Allgemeinen aus? Bewegst du dich wenig, moderat oder viel, bist du sogar Sportler oder Leistungssportler? Reist du beruflich viel mit dem Flugzeug in unterschiedliche Zeitzonen? Arbeitest du körperlich oder eher mit dem Kopf? Bist du dauerhaft oder phasenweise sehr gestresst? Leidest du aktuell unter Liebeskummer oder trauerst du um einen verstorbenen Angehörigen? Möchtest du Gewicht verlieren oder lieber zunehmen? Nimmst du täglich Medikamente – dazu gehört auch die Pille oder andere Hormone? Lebst du auf dem Land oder mitten in der Stadt? Bist du schwanger oder stillst du und bekommst die nächsten Jahre vermutlich zu wenig Schlaf? Bist du in den Wechseljahren? Bist du jung? Bist du alt?

 

Für jede dieser Lebensphasen kann der Bedarf an Nährstoffen sehr variieren

Im Urlaub verzeiht der Körper die täglichen Pommes am Strand vermutlich eher, als in Phasen, in denen man sehr viel Leistung erbringen muss oder will. Hier würde ich mich also nicht nur an Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung halten, die zum Beispiel aussagt, dass der Tagesbedarf von Vitamin C bei erwachsenen Frauen 95 mg. und bei Männern 110 mg. beträgt.

 

Nein, eine berufstätige Frau in den Wechseljahren braucht mehr Vitamin C, ebenso ein Topmanager mit einer 60 Stunden Woche, oder Menschen, die aktuell Medikamente einnehmen usw. Wer mit Nährstoffen dauerhaft unterversorgt ist, reduziert seine Chancen enorm, dauerhaft ein gesundes und bewusstes Leben führen zu können.

 

Wie genau der Nährstoffbedarf ist, ist sehr individuell und kann z.B. mit einem Blutbild ermittelt werden. Eines kann ich jedoch schonmal sagen, an grünen Salaten und Wildkräutern, die viele sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, kann man sich nicht überfressen, diese sollten in jeder Lebensphase täglich und reichlich Platz auf dem Teller oder in einem Smoothie finden. Darüber hinaus bieten auch Supplements hier wunderbare Möglichkeiten, die wir uns in einer speziellen Folge zu diesem Thema anschauen werden.

 

Ernährungsweisheiten - was stimmt den nun?

2018 erschien das Buch „Der Ernährungskompass“ vom Wissenschaftsjournalisten Bas Kast, du kennst es vielleicht auch, es ist ein Bestseller und war im Jahr der Veröffentlichung oft in den Medien. Damals arbeitete ich auch bereits im Ernährungsbereich und gab Onlineseminare. Natürlich wurde ich oft auf dieses Buch angesprochen. Viele von meinen Ernährungsempfehlungen deckten sich mit denen, die der Autor auch veröffentlichte, manche jedoch auch nicht. Wer hat nun recht? Ich glaube, das ist die falsche Frage in so einer komplexen Materie.

 

Zum einen ist es so, dass sich die Studienlage immer verändert, denn es wird ja überall auf der Welt weiter geforscht. Wir denken immer – so jetzt haben wir die Wahrheit, so läuft das jetzt und die Medien formulieren das auch gerne so schön eindimensional mit Überschriften wie „Schlank im Schlaf“ oder so.

 

Dabei wissen wir immer nur so viel, wie wir gerade wissen können. Wissenschaft ist nie zu Ende, es werden immer neue Sachen und Zusammenhänge entdeckt und vieles widerspricht sich auch und gibt Anlass weiter zu forschen. Das macht es nicht einfacher, aber so ist das und ich persönlich finde das spannend. Was wir nicht tun sollten ist, eine wissenschaftliche Erkenntnis – egal in welchem Bereich – als allgemeingültig und final zu betrachten.

 

So richtet sich z. B. das Buch „Der Ernährungskompass“ an gesunde Menschen. Wenn du jetzt als bereits Herzerkrankter dieses Buch liest und dich fragst „Aha, mir hat man gesagt, ich müsse auf Fette in meiner Ernährung verzichten und dieser Bas Kast sagt doch hier, dass alle Studien belegen, Fette sind gesund, sollte ich dann auch mehr Fette essen?“

 

Da würde ich dem Herzerkrankten empfehlen, sich mit der Arbeit von Caldwell Esselstyn zu befassen, der mit Herzerkrankten forscht und herausgefunden hat, dass diese ihr Herzleiden mit einer fettarmen pflanzlich vollwertigen Ernährung – auch im fortgeschrittenen Stadium – sehr effektiv heilen. Und dann kommt der Neurologe David Perlmutter mit seinen Studienergebnissen um die Ecke, der wiederum sagt, Fette sind auch bei Herzerkrankten gut.

 

Ganz ehrlich, ich weiß es auch nicht. Was ich nicht tun würde, wenn mein Herz erkrankt wäre, ist ins Extreme zu gehen, also Fette in der Nahrung komplett zu meiden oder den Körper mit Fett zu fluten, wie es z.B. eine ketogene Ernährung empfiehlt. Ich würde Geld in qualitativ hochwertige Fette investieren, wie Olivenöl und Leinöl. Ich kenne keine Studie, die empfiehlt: Finger weg von diesen Ölen, sie schaden der Gesundheit - außer sie sind von minderer Qualität.

 

Dass eine vollwertige Ernährung mit einem hohen Pflanzenanteil für alle - ob gesund oder bereits erkrankt, egal an was – sehr förderlich für die Gesundheit ist, ist bislang auch unbestritten und vor allem präventiv sehr sinnvoll.

 

Mein Ziel ist es, dass du auch meine Ernährungsempfehlungen hier einigermaßen einschätzen kannst. Ob Autoren, Wissenschaftler, Blogger oder Podcaster, wir alle können uns irren und die genannten Empfehlungen sollen Orientierung geben und zum Selbststudium einladen. Denn die Selbstverantwortung der eigenen Gesundheit gegenüber kann dir niemand abnehmen. Du musst dich darum selbst kümmern und es lohnt sich, mal zwei bis drei gute Ernährungsbücher, darunter Sach- und gerne auch ein Fachbuch zu lesen.

 

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