#0 Das Leben rund machen, nicht den Körper

Shownotes

Die Frage "Welcher Mensch werde ich im Alter sein?" beschäftigt mich schon viele Jahre. Wir leben in einer Gesellschaft, die das Alter nicht sehr schätzt. Wir wollen gerne lange leben, aber alt werden will kaum jemand. Ich vermute das liegt daran, dass wir inzwischen so wenig gute Beispiele von Menschen sehen, die im Alter wirklich gut drauf sind.

Die meisten Senioren sind heute chronisch krank und werden irgendwann zum Pflegefall. Sie nehmen fast alle Medikamente gegen Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder Bluthochdruck. Diese Medikamente sind zu einem Großteil dafür verantwortlich, dass alte Menschen mit der Zeit dement und immer anfälliger für Folgeerkrankungen werden. Wer also im Alter körperlich und geistig fit sein möchte, der sollte einen Lebensstil pflegen, der chronische Erkrankungen und die damit verbundene dauerhafte Medikamenteneinnahme verhindert.

Altersbedingte Erkrankungen sind Lebensstilerkrankungen
All diese sogenannten altersbedingten Krankheiten sind jedoch tatsächlich Lebensstilerkrankungen, die wir verhindern könnten. Dafür darf man so früh wie möglich einen gesundheitsbewussten Lebensstil pflegen, denn je älter man wird, desto schwerer tut sich der Körper, unseren westlichen Lebensstil zu kompensieren. Insofern bin ich mit meinen 40 Jahren gar nicht so früh dran, es wird eher höchste Zeit, sich anzuschauen, ob die eigene Lebensweise Gesundheit oder Krankheit fördert.

Wie schaffen wir es, gesund und vital alt zu werden?
Eine gesunde Ernährung ist die Basis von allem, denn Ernährung hat einen sehr großen Einfluss auf unseren Gesundheitszustand und die Entstehung sehr vieler Zivilisationskrankheiten und auch die Stabilität oder Instabilität unsere Psyche. Es gibt ernährungsbedingte Krankheiten, die man präventiv vermeiden kann. Und es gibt Krankheiten, die durch eine entsprechende Ernährung komplementär zu anderen Therapien eine große Chance haben, wieder gänzlich zu heilen. Natürlich ist Bewegung ein ebenso wichtiger Aspekt für ein vitales Leben bis ins hohe Alter.

Wenn wir in der zweiten Lebenshälfte gut genährt und körperlich fit sind, dann haben wir auch die Energie, uns mit den essenziellen Lebensfragen zu konfrontieren. Es geht in der zweiten Lebenshälfte frei nach Dr. Ruediger Dahlke darum, „Das Leben rund zu machen, nicht den Körper“. Alle Themen, die wir uns im Laufe des Lebens nicht angeschaut haben, werden uns irgendwann einholen, zum Beispiel als Krankheit, und da spricht der Körper oftmals sehr hart und deutlich mit uns.
Das Leben kann sich auch in Form einer Scheidung, eines Jobverlusts, als materielle Not oder in Form von destruktiven Beziehungen mit einer direkten Sprache bemerkbar machen. Hier wirken also auch viele Aspekte aus der Psyche und Seele, die spätestens in der zweiten Lebenshälfte angegangen werden dürfen.

Wir alle kennen alte Menschen, denen man schon im Gesicht ansieht, dass sie ihr Leben nicht verdaut bekommen, viel im Widerstand zu den Ereignissen in ihrem Leben stehen und die Schuld dafür bei anderen suchen. Auch das kann auf verschiedenen Ebenen krank machen und für das Umfeld zu einer großen Belastung werden.

Sich mutig den Baustellen des Lebens stellen
Ich möchte dich dazu inspirieren, dich mutig deinen Themen zu stellen. Wir alle haben verschiedene Baustellen im Laufe des Lebens angefangen. Es ist sehr heilsam, wenn diese zu Lebzeiten irgendwann fertig werden.

Die Beziehung zu den Eltern und erwachsenen Kindern
Eine der größten Baustellen, die ich bei mir und auch immer wieder in meinem Umfeld wahrnehme, ist die Beziehung zu den eigenen Eltern. Wie können wir die Beziehungen konstruktiv verändern und Konflikte rechtzeitig klären, bevor sie gehen? Die Beziehung zu den Eltern zu klären ist auch möglich, wenn sie nicht mehr leben.

Umgekehrt können sich Eltern erwachsener Kinder die Frage stellen, wie das Verhältnis zu ihren Kindern ist. Was sollte sich verändern, um in Frieden aus diesem Leben gehen zu können? Welche Spur möchte man hinterlassen?

Partnerschaft in der zweiten Lebenshälfte
Als Paar sollte man sich irgendwann fragen: Wer sind wir, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Wollen wir weiter zusammen gehen oder dürfen wir uns eingestehen, dass wir die erste Lebenshälfte mit Karriere, Hausbau und Familiengründung gut gemeistert haben, doch jetzt in der zweiten Lebenshälfte etwas ganz anderes wollen, das nicht mehr zusammen geht? Oder wie schaffen wir es, uns gemeinsam in die gleiche Richtung zu entwickeln? Auch und gerade kinderlose Paar dürfen sich ähnliche Fragen stellen, denn wenn man in der Zweierbeziehung nur noch wenig miteinander anfangen kann, wie soll das dann laufen im Alter, wenn man nicht mal über das Leben der Kinder sprechen oder die Enkel betreuen kann?

Was fängt man mit seinem Leben an, wenn man keine Familie, keinen Partner hat? Wer wird sich im Alter um einen kümmern? Ist man ausreichend abgesichert? Wer steht einem zur Seite?

Arbeit in der zweiten Lebenshälfte - bis zur Rente durchhalten oder Neues wagen?
Auch stellen sich viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte die wichtige Frage, ob sie beruflich weiterhin das tun sollen und wollen, was sie gerade tun oder ob es womöglich an der Zeit ist für einen Wechsel? Welches Talent durfte noch nicht gelebt werden und ist jetzt dran? Kommt eine Selbständigkeit jetzt noch in Frage oder wird die finanzielle Sicherheit vorgezogen? Viele Menschen funktionieren in ihrem Job, doch das Herz ist nicht mehr dabei. Es gibt sie, die inspirierenden reifen Persönlichkeiten, die nochmal das Abenteuer Unternehmertum oder Selbständigkeit wagen, weil sie tief in sich eine Stimme hören, die immer lauter wird. Sie wollen ihre Berufung leben, voll aufgehen in ihrer Schaffenskraft und nicht bis zur Rente durchhalten und sich dann zurückziehen.

Dem eigenen Leben Sinn geben
Und welchen Sinn geben wir dem eigenen Leben? Oftmals verstehen wir die Ereignisse erst in der Rückschau. In der Gegenwart nennen wir es Glück oder Pech gehabt, verdrängen die Zusammenhänge, sind im Widerstand oder üben Schuldzuweisungen. „Das Leben gibt uns immer wieder die gleiche Aufgabe, bis wir sie lösen“, ist ein weiser Spruch, den ich sehr gerne auf die Ereignisse in meinem Leben anwende und von dem ich leider nicht den Urheber kenne.

Für ein gelingendes Leben im Sinne von Lebenskunst ist es sehr hilfreich, wenn wir diesen Aufgaben und Mustern schon früh auf die Schliche kommen und damit ein anderes Bewusstsein für unsere Entscheidungen und Beziehungen entwickeln. In der zweiten Lebenshälfte darf es irgendwann klick machen, so dass alles einen tieferen Sinn bekommt und wir Frieden mit unserem Leben schließen können.

Angst vor dem Tod oder vor dem Leben?
Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir physisch und psychisch stabil sind und uns mit dem Thema Tod auseinandersetzen, verschwindet die Angst vorm Leben und den damit verbundenen Höhen und Tiefen und somit auch die Angst vorm Alter. Diese bewusste Auseinandersetzung kann enorme Kräfte freisetzen, so dass wir in der Lage sind, unsere Angelegenheiten und Beziehungen zu klären, eben das Leben rund zu machen, um am Ende friedlich einzuschlafen.

Diesen Zustand nenne ich Lebenskunst - gesund und bewusst bis zum Schluss.


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